Werke
Raum 1
SWAMP – GODsDOGs & Lara Azul
Swamp
Lara Azul & GODsDOGs
Banner, Velum-Tex Samba Backlight, LED-Röhren, Holz, Karton, 180,2 x 270 cm
2018
“Das besondere Farbklima und der Zusammenfall von Negativbild und Positiv in einem gemeinsamen Bildraum verdankt sich der Technik der Pseudosolarisation, auch Sabattier-Effekt genannt. Die Bilder zeigen Kinder in visuell aufgeladenen, ländlichen (…) „Umgebungen.“ (Mark Gisbourn aus “Achtung”, Rohkunstbau XXIV)
Das Kind scheint sich im Gewirr der Äste in der Sumpflandschaft einen Weg zu suchen. Diese Traumlandschaft ist ein treffendes Bild für das Waten durch die verworren Erinnerungen und Spuren, die Traumata im Menschen hinterlassen. Das Unaussprechliche, das sich im Unterbewusstsein verbirgt, ist kaum zu entwirren und verlangt äußerste Achtsamkeit, um nicht darin zu versinken.
Am Anfang war das Feuer – GODsDOGs & Lara Azul
Am Anfang war das Feuer
Lara Azul & GODsDOGs
Leuchtkastenskulptur (Backlit-Druck, Foliencollage, Pappkarton, Leuchtkasten, mixed media) 170 x 140 x 60 cm
2012
Auf dem monolithischen wie aus Stein gehauenen Objekt, das an einen archaischen Altar erinnert, sind Zeichnungen und Aquarelle aufgebracht – traumhafte Erinnerungsfetzen an traumatische Ereignisse, wie z.B. eine Treppe aus der zusammengestürzten sweatshop Fabrik in Bangladesh, sowie autobiografische Szenen. Das Künstlerduos beschäftigte die Frage: Was bleibt übrig, wenn Menschen alles genommen wurde?
Auch die leuchtende Figur scheint zu fragen: “Und? Was jetzt?”
Lara Azul sieht in ihr einen Ausdruck des Göttlichen und ist überzeugt, dass eine Konfrontation mit dem nackten Selbst sogar die Möglichkeit zum (posttraumatischen) Wachstum mit sich bringt.
Clanchief –
GODsDOGs & Lara Azul
Clanchief
Lara Azul & GODsDOGs
Banner, Velum-Tex Samba Backlight, LED-Röhren, Holz, Karton, 270 x 180,2 cm
2018
“Der psychedelische Aspekt verwandelt das Bildbanner in eine piktorale, verzaubernde Phantasmagorie” (Mark Gisbourn aus “Achtung”, Rohkunstbau XXIV).
Lara Azul’s Interpretation dieser Arbeit ist eine psychologische: Die beiden Figuren könnten zwei Anteile des „Selbst“ widerspiegeln. Das Mädchen steht somit für das zerbrechliche „innere Kind“; die mütterliche Figur, die auf dem Baumstamm sitzt, steht für die Rolle der erwachsenen Frau. Wie eine gute Königin oder der Häuptling des Clans weiß sie Rat und steht uns auch in (traumatischen) Krisen mit Trost und wehrhaftem Schutz zur Seite.
Die Wächterinnen – Lara Azul
Die Wächterinnen
Lara Azul
Leuchtröhren, Meerwasseraquaristik-Pumpen, Duratrans Druck, 3 x ca. 200 x 25 cm (Durchmesser)
2010
Wie durch ein Portal schreitet man vorbei an den in Neon-Leuchtröhren beheimateten Gestalten, die als Wächterinnen wie vor einem Tor zur Welt des Unterbewussten verharren.
Sie können als metaphorische Darstellung von personifizierten Schutzmechanismen gelesen werden und sorgen durch Trigger dafür, dass unser System nicht durch die abgespaltenen Traumata geflutet wird.
Sie können aber ebenso als Symbole für die inneren Kräfte betrachtet werden, die Menschen dabei helfen, mit ihren Traumata umzugehen und daran zu wachsen.
Raum 2
GEISTERFAHRER – GODsDOGs
Geisterfahrer
GODsDOGs
Öl Lack und Pigmentstift auf Leinwand, ca. 80 x 100 cm
2014
Der Aufbau des Gemäldes ist von einem Blitzerfoto inspiriert. Der Geisterfahrer hinterm Steuer wirkt wirr und fehlgeleitet. Der Spiegel, Sicherheitsgurt und das Lenkrad scheinen sich aufzulösen und zeigen ein düsteres Durcheinander von detailreichen Traum(a)szenen. Neben autobiografischen Erinnerungen sind u. a. Arnold Böcklins Toteninsel, diverse Filmszenen und eine königliche Totenmaske zu erkennen.
Lediglich durch einen Blick in den Rückspiegel könnte der Fahrer einen hellen Ausgang aus den Fängen der beklemmenden Schwermut gewahr werden.
YES. WE … – Cornelia Renz
Yes. We …
Cornelia Renz
Pigmentstift auf zwei Scheiben Acrylglas 140 x 110 x 6 cm. Auf Musterheimat (2), Digitaldruck, Wandtapete, 188 x 244 cm
2019
Die Arbeitsweise von Cornelia Renz basiert auf der Verwendung von zwei Acrylglasscheiben, bei denen meistens die vordere Scheibe nur von hinten und die hintere von beiden Seiten bezeichnet wird. Die einzelnen Schichten wirken dementsprechend jeweils allein nicht als Bild, sondern bauen auf dem Prinzip der Collage auf, um sich in der Gesamtansicht gegenseitig zu ergänzen. Inhaltlich verwendet Renz oft Zitate aus Kunstgeschichte und Populärkultur. Hier u. a. der bekannte hochgereckte Arm der Frau mit Polka Dot-Stirnband auf einem Plakat der Rüstungsindustrie im 2. Weltkrieg. In der eigens für das Werk kreierten Tapete verbindet Renz abstrahierte Elemente der Flaggen von Bayern, Israel und Palästina.
Canine Cathedral (Beichtstuhl) – GODsDOGs
Canine Cathedral (Beichtstuhl)
GODsDOGs
Installation, Mixed Media, 220 x 100 x 240 cm
2009-2013
Die begehbare Installation erforscht das Streben nach Heilung und Erlösung vor dem Hintergrund traumatischer Erlebnisse. Inspiriert vom Taubenschlag aus dem Film Ghost Dog, berührt die Installation die Themen von Schuld und der Doppelrolle als Opfer und Täter. Der Film stellt die Frage, inwieweit Individuen, die vom Opfer zum Täter werden, für die Umstände verantwortlich sind. Beim Umrunden der Installation zeigt sich die andere Seite als ein Beichtstuhl, in dem statt eines Priesters eine collagierte Skulptur mit Zeichnungen thront.
Diese Installation lädt ein, sich in den Beichtstuhl zu setzen, so selbst Teil des Kunstwerks zu werden und zu erkunden, ob die Aura des Numinosen, die die filigrane Skulptur verströmt, bei einer stillen Kontemplation erfahrbar wird.
HEIMATHUNGER – Cornelia Renz
Heimathunger
Cornelia Renz
Pigmentstift auf zwei Scheiben Acrylglas 140 x 100 cm. Digitaldruck, Wandtapete 243 x 183 cm
2019
Die Künstlerin erforscht in dieser Arbeit, auf ihren eigenen Erfahrungen aufbauend, die Vielschichtigkeit des Heimatbegriffes. Sie selbst kommt aus dem Allgäu, studierte in Leipzig, lebt seit langem in Berlin und lebte und arbeitete viele Jahre auch in Israel. Das Wort “Heimat” wird hier umgedreht, weil sowohl im arabischen wie auch im jüdischen Sprachraum von rechts nach links gelesen wird. Mit ihrem Werk hinterfragt sie die sich stets verändernde Vorstellung von “Heimat” und thematisiert damit verbundene Aspekte wie Identität und Zugehörigkeit, die Auslöser gesellschaftlicher und individueller Traumata sein können.
FALADA – GODsDOGs
Falada
GODsDOGs
Öl, Lack und Zeichnung auf Leinwand, 200 x 130 cm
2014
In einer traumähnlichen Kirche, zwischen den Sitzreihen, bäumt sich das in Ketten gelegte Pferd Falada auf. Ein Bild für das Gefangensein in traumatischen Erinnerungen oder psychische Verstrickungen der Trauma-Folgen. Das Gemälde ist reich an Symbolik zu Themen wie Tod, Leben, Glück, Kampf etc. – so wurde zum Beispiel die Libelle in Japan von den Samurai als Symbol für Mut und Sieg nach der Schlacht gedeutet.
Titelgebend ist das Pferd Falada aus dem Grimm’schen Märchen Die Gänsemagd. Als treuer Begleiter der Prinzessin, die von ihrer Dienerin betrogen wird, bleibt das Zauberpferd ihr einziger Vertrauter. Auf Anweisung der falschen Prinzessin wird Falada getötet. An den Torbogen gehängt, spricht der Pferdekopf jedoch noch Worte der Wahrheit.
In dem ebenfalls ausgestellten Werk Alliothea von Lara Azul wird auf ebendiese Geschichte Bezug genommen und die Geschichte fortgeführt.
HILLTREE – GODsDOGs
Hill Tree
GODsDOGs
Lichtkasten (Velum-Tex Samba Backlight, LED, Holz), 130 x 90 x 12 cm
2020
Für GODsDOGs illustriert dieser Baum, neben dem zwei Jungen zu sehen sind, die fraktale Struktur der Selbstähnlichkeit, die im Wald vorherrschend ist. (z.B. sichtbar in dem Geäst eines Baumes, in dem ein Zweig, so aufgebaut ist wie ein Ast und der Ast eine Miniaturversion des Baumes ist.) Fraktale beschreiben komplexe Strukturen und bilden die DNA der Natur, die in den Formeln des Mathematiker Benoits Mandelbrot als sogenannte „Rauhigkeit“ beschrieben werden.
„Fraktal“ kommt stammt vom lateinischen Wort “fractus” und bedeutet „gebrochen“.
BLAUROSA – GODsDOGs
Blaurosa
GODsDOGs
Lichtkasten (Velum-Tex Samba Backlight, LED, Holz), 130 x 90 x 12 cm
2020
Das Sujet mutet an wie ein modernes Märchen. Tief im Wald sitzt ein Mädchen auf einem Baum und lässt mit vermeintlich kindlicher Unbeschwertheit die Beine baumeln. Kindern wird oft nicht geglaubt, wenn sie von traumatischen Erfahrungen berichten. So ziehen sie sich in eine ganz eigene märchenhafte Welt zurück. Hoch über dem Boden scheint sich die Protagonistin von der Realität zu distanzieren.
Die leuchtenden Farben und die scharfe Bildqualität dieses Verfahrens lassen die Schatten hell erscheinen. Möglicherweise eine Allegorie für Schutzmechanismen, die zunächst hilfreich sein können, um mit traumatischen Erfahrungen umzugehen.
Raum 3
FURY – Cornelia Renz
Fury
Cornelia Renz
Pigmentstift auf zwei Scheiben Acrylglas, 230 x 170 x 6 cm (zweiteilig)
2021
Fury verweist auf zionistische Plakate und die Verwendung von kriegerischen Comic-Motiven im Werk von Roy Liechtenstein. Das Bild hinterfragt die Utopie einer gleichberechtigten Gesellschaftsordnung, in der Neuhinzugewanderte und Alteingesessene, unabhängig von Religion oder Ethnie, in Palästina friedlich zusammen leben, wie sie im utopischen Roman Altneuland (1902) des österreichisch-jüdischen Publizisten Theodor Herzl beschworen wird. Der Frauenakt, der sich die Dominanzgesten eines ‚Hengstes‘ aneignet, verweist auf die Fruchtbarmachung des neuen Landes, die begleitet wird von einer kriegerischen Verteidigung des Gebiets. Im Hintergrund der Arbeit sind ein abstürzendes Flugzeug und fallende Frauenkörper zu sehen – ein Verweis auf die Sinnlosigkeit der traumatischen Auseinandersetzungen in der Region, die sich schmerzlich und aktuell auf alle Seiten bis heute auswirken.
OBJEKTE – GODsDOGs
Brandstifter (Firestarter)
GODsDOGs
Digitaldruck auf Hahnemühle Photo Rag Baryta, 50 x 35 cm
2018
Knochen
GODsDOGs
Karton, Papiermachée, faserverstärker Kunststoffspachtel, 120 x 40 x 20 cm
2017
Armor
GODsDOGs
Aquarellstift auf Karton, Papiermachée, faserverstärker Kunststoffspachtel, 60 x 40 x 25 cm
2017
Ohne Titel (Objekt 2)
GODsDOGs
Aquarellstift auf Karton, Papiermachée, faserverstärker Kunststoffspachtel, 95 x 36 x 58 cm
2017
Das Grundgerüst der Plastiken, die eckige, kubistische Elemente mit runden, amorphen Formen verbinden, wird aus Karton gefertigt und dann mit einer eigens entwickelten Masse überformt, worauf wiederum collagiert und Zeichnungen aufgebracht wurden. Teilweise sind die Objekte am Körper tragbar – wie ein Teil einer Rüstung – und somit Ausdruck für die inneren Kämpfe und Schutzfunktionen.
A smaller splash. Die. – Cornelia Renz
A smaller splash. Die.
Cornelia Renz
Pigmentstift auf zwei Scheiben Acrylglas,
mit Tapete (Emser Depeche blau), Wandarbeit, Tapetenfundstücke, 150 x 250 cm
2013
Raum 4
Entrance – GODsDOGs
Entrance
GODsDOGs
Digital photo print on Hahnemühle Museum Etching Paper on Alu Dibond, 50 x 33.4 cm
2020
Zauberwald – GODsDOGs
Zauberwald
GODsDOGs
Digitaler Fotodruck auf Hahnemühle Museums Etching Paper auf Alu Dibond, 60 x 80 cm
2018
WV II-188 Gleichnis I – Gerenot Richter
WV II-188 Gleichnis I
Gerenot Richter
Radierung und Aquatinta, 39,5 x 55,5 cm
1983
Das früheste Blatt der Gleichnis-Reihe reflektiert über das Leben nach einer Katastrophe und ist thematisch eng mit der Reihe Nach dem Sturm verbunden. Baumüberreste erstrecken sich zu beiden Seiten des Vordergrundes in das Blickfeld, darunter ein Stumpf mit Wurzeln und eine abgerissene Baumkrone. Bei genauer Betrachtung sind jedoch auch einige versöhnliche Elemente zu erkennen, wie der auf dem Geäst sitzende Vogel am oberen Bildrand oder das Liebespaar, das sich in der Pflanzendecke im Vordergrund geborgen fühlt. Trotz der Zerstörung vermittelt das Bild folglich auch Hoffnung auf das Wiederbeleben und erinnert daran, dass auch scheinbar aussichtslose Umstände bewältigt werden können.
WV II-132 Nach dem Sturm II – Gerenot Richter
WV II-132 Nach dem Sturm II
Gerenot Richter
Farbradierung auf 2 Platten, Mezzotinto, 43,5 x 51 cm
1980
WV II-142 Nach dem Sturm V – Gerenot Richter
WV II-142 Nach dem Sturm V
Gerenot Richter
Farbradierung auf 2 Platten, Mezzotinto, 43 x 51,5 cm
1981
LRose – GODsDOGs
LRose
GODsDOGs
Digitaler Fotodruck auf Hahnemühle Museums Etching Paper auf Alu Dibond, 50 x 46,5 cm
2020
Yellow King – GODsDOGs
Yellow King
GODsDOGs
Digitaler Fotodruck auf Hahnemühle Museums Etching Paper auf Alu Dibond, 100 x 133 cm
2020
Die fantastische Farbgebung dieser Serie entsteht durch ein besonderes Verfahren des Duos GODsDOGs, das sie als digitale „Pseudosolarisation“ bezeichnen und bei der Teile des Bildes positiv und andere negativ erscheinen. So entsteht eine malerische Qualität der Fotografien.
Der Wald stellt in vielen Mythen und der Literatur ein Sinnbild für das Unbewusste oder die Tiefen des Inneren dar. Das Durchqueren eines dichten Waldes wird in alten Geschichten oft als herausforderndes Unterfangen dargestellt. Lockt die Schönheit der Natur, vom vorgegebenen Weg abzuweichen, lauern Gefahren im dichten Gestrüpp. Ähnlich verhält es sich mit traumatischen Erfahrungen: Sie können dazu führen, dass eine Person von ihrem gewohnten Lebensweg abkommt und sich in den unübersichtlichen und verwirrenden Bereichen des Unterbewusstseins verliert, was das Navigieren durch das eigene Seelenleben erschwert.
WV II-131 Nach dem Sturm I – Gerenot Richter
WV II-131 Nach dem Sturm I
Gerenot Richter
Farbradierung auf 2 Platten, Mezzotinto, 43,5 x 51 cm
1980
WV II-141 Nach dem Sturm IV – Gerenot Richter
WV II-141 Nach dem Sturm IV
Gerenot Richter
Farbradierung auf 2 Platten, Mezzotinto, 44 x 51,5 cm
1981
WV II-153 Nach dem Sturm VI – Gerenot Richter
WV II-153 Nach dem Sturm VI
Gerenot Richter
Farbradierung auf 2 Platten, Mezzotinto, 43 x 53,5 cm
1982
In seiner vielbeachteten Grafikfolge Nach dem Sturm verarbeitete Gerenot Richter die Auswirkungen eines verheerenden Sturmes auf die Wälder um Nordhausen sowie die historische Parkanlage Hohenrode im Jahr 1980. Der begeisterte Naturbeobachter hält die zerschmetterten und entwurzelten Bäume nach der Unwetterkatastrophe fest und erzeugt Bilder der Zerstörung, wie er sie, einem Selbstzeugnis zufolge, seit dem Krieg nicht gesehen hatte. Die verwüstete Natur entfaltet sich damit nicht nur als Sinnbild der Verwundbarkeit und Vergänglichkeit des menschlichen Körpers, sondern gilt auch als allegorische Darstellung der traumatischen Erfahrungen aus der Vergangenheit, die sich oft tief im Unterbewussten verzweigen.
Rost und Knochen – GODsDOGs
Rost und Knochen
GODsDOGs
Digitaler Fotodruck auf Hahnemühle Museums Etching Paper auf Alu Dibond, 50 x 46,5 cm
2020
Ziegenturm – GODsDOGs
Ziegenturm
GODsDOGs
Installation, Holz, Karton, Epson-Drucke, 160 x 90 x 240 cm
2015
Die grotesk wuchernde Großplastik scheint ein Eigenleben zu haben. Wie ein tierisches Geschöpf wankt sie und droht fast zu fallen. Die architektonischen Miniaturen in ihrem “Bauch” stellen Orte dar, die von den Künstlern mit schrecklichen oder erhebenden Erlebnissen verbunden werden, wie der titelgebende Turm, der Ziegen auch auf der Weide das Klettern ermöglicht. Die fragmenthafte, komplexe Struktur der Installation vermittelt die surreale und verwirrende Natur von Traum und Trauma.
WV II-263 Gleichnis III (Eustachius) – Gerenot Richter
WV II-263 Gleichnis III (Eustachius)
Gerenot Richter
Radierung und Aquatinta, 50 x 65 cm
1987
Ausgehend von der Erscheinung eines entwurzelten, quer das Sichtfeld durchkreuzenden Baumes, setzt Richter dieses Bild in Verbindung mit der Legende von Eustachius, indem er ein Zitat aus Albrecht Dürers Der Heilige Eustachius (um 1500/1502) einfügt. Übernommen wurde nur der rechts im Hintergrund angelegte Berg und die darauf zu erkennende Burg, dessen intakte Architketur stark im Kontrast zu der Ruine und der zerstörten Natur im vorderen Bereich liegt. Die Ruine zeigt einen Teil des kriegszerstörten Schlosses im Pückler-Park Bad Muskau, welches inzwischen wieder aufgebaut wurde. Rechts im Mittelgrund verortet der Künstler eine flötespielende Frau, ein Zitat der Radierung Flötenspielerin (1972) von Horst Janssen, dessen Kunst Richter sehr schätzte.
WV II-140 Nach dem Sturm III – Gerenot Richter
WV II-140 Nach dem Sturm III
Gerenot Richter
Farbradierung auf 2 Platten, Mezzotinto, 43,5 x 51,5 cm
1981
WV II-210 Der ungetreue Hirt (Hommage à Bruegel) – Gerenot Richter
Raum 5 Rotunde
What I am – Thomas Klingenstein
What I am
Thomas Klingenstein
Mixed Media auf Papier, 210 x 142 cm
1994
Das Bild What I am zeigt eine große – mutmaßliche – Afrikanerin. Höherstehend aus der Perspektive des Betrachters. Erhaben und stolz ist ihr Blick, majestätisch, betont durch die aufragende Kopfbedeckung und das kräftige Blau des Hintergrunds. Ein treffendes Bild für Empowerment und das sogenannte posttraumatische Wachstum, das seit einigen Jahren auch psychologisch erforscht wird.
Das Eine durch das Andere zu erfahren – Thomas Klingenstein
Das Eine durch das Andere zu erfahren
Thomas Klingenstein
Pastell auf Papier, 134 x 68 cm
2023
Schamanin – Thomas Klingenstein
Schamanin
Thomas Klingenstein
Pastell auf Papier, 120 x 89 cm
2023
Auf der Suche nach Trost und Heilung wenden sich viele Menschen spirituellen und schamanischen Ritualen zu. Thomas Klingensteins Werk ist inspiriert durch die facettenreiche und tiefe Spiritualität, die ihm in seinen Reisen durch Asien begegnet ist. In seinem Werk kreiert Klingenstein eine reduzierte Bildsprache, bis sich das Sujet in der puren Essenz zeigt.
Raum 6
Triggerwarnung:
Die Videos und die Beschreibungen enthalten explizite Inhalte, die für einige Besucher:innen als verstörend und beunruhigend wahrgenommen werden können.
3:81 PM on a sunny afternoon. Blue skies. Drowning in myself. Again. – Saralisa Volm
3:81 PM on a sunny afternoon. Blue skies. Drowning in myself. Again.
Saralisa Volm
Videoinstallation, Mixed Media
2024
Die Installation zeigt eine poetische und zugleich explizite Darstellung von möglichen Traumafolgen.
Verheerende Erlebnisse, wie (sexuelle) Grenzüberschreitungen, werden nicht nur in der Kindheit mitunter vom bewussten Wahrnehmen abgespalten. Dieser Mechanismus dient zunächst dem Schutz des überforderten menschlichen Systems, hinterlässt jedoch in der Psyche tiefgreifende Spuren, deren Intensität und Form variieren. Viele Überlebende von traumatischen Erfahrungen werden mit Borderline diagnostiziert – eine Störung der Affektregulation, begleitet von tiefgreifenden Störungen des Selbstbildes. Diese Personen verfügen mitunter über außergewöhnlich positive Eigenschaften, können jedoch durch Trigger überraschend in ein destruktives Erleben und Verhalten fallen. Dabei kann selbstverletzendes Verhalten, wie das Ritzen der Haut mit Scherben oder Ähnliches, ein Gefühl der Kontrolle vermitteln.
Auf der blutartigen roten Flüssigkeit zeigt die durch Scherben gebrochene Videoprojektion Ausschnitte aus diesem Handeln, welches für weit mehr Menschen als gemeinhin bekannt, jahrelang zur Normalität gehört.
Fatal Global – Saralisa Volm
Fatal Global
Saralisa Volm
Videoinstallation, 03:31 min
2021
Der Titel der Videoarbeit ergibt sich aus einem Wortspiel, welches die Begriffe „Globuli“ und „global“ zusammenführt. Sie setzt sich kritisch mit weltweit immer beliebter werdenden fragwürdigen Heilmethoden auseinander. Über die Homöopathie hinaus adressiert sie pseudospirituelle Ansätze, wie die toxische Positivität durch oberflächliche (Selbst-)Affirmationen, die für Betroffene von traumatischen Erfahrungen letztendlich wie ein Schlag ins Gesicht wirken können.
Gewitterbrust – Lara Azul
Gewitterbrust
Lara Azul
Digitaler Fotodruck auf Hahnemühle Rag Baryta Paper auf Alu Dibond, 52 x 42 cm
2019
Raum 8
Chthonia – Lara Azul
Chthonia
Lara Azul
Digital Print auf Hahnemühle Museums Etching 122 x 111 cm
2018
Chthonische Götter, auch als Chthonioi (deutsch ‘der Erde zugehörig’) bekannt, sind in der griechischen Mythologie Gottheiten, die mit der Unterwelt verbunden sind. Manche bringen Leben und Fruchtbarkeit, während andere für Tod und Untergehen stehen. Auch Das Werk Chthonia verbindet das angeblich Unvereinbare. Diese Schöpferin des Lebens changiert zwischen Domina und Göttin. Trotz des BDSM Setups und der extremen Farbwahl ist das Bild von einer tiefen Harmonie und liebevollen Zugewandtheit getragen.
Alliothea – Lara Azul
Alliothea
Lara Azul
Installation, Mixed Media,
2021
Die Ecken der blauen Außenseite sind golden eingefärbt, und nehmen somit Bezug auf die japanische Tradition des Kintsugi, bei der zerbrochene Teile so zusammengeklebt werden, dass die Bruchstellen mit Gold hervorgehoben werden. Kintsugi wird auch als „die sichtbare Seele der Dinge“ bezeichnet.
Wie das ebenfalls in dieser Ausstellung zu sehende Bild Falada findet die Arbeit Alliothea ihren Ursprung im Märchen der Gänsemagd. Hier offenbart die um ihre Identität betrogene Prinzessin ihr Leid einem Eisenofen, denn sie traut sich nicht, offenzulegen, was ihr angetan wurde. Im Inneren deutet die Collage auf die Vielschichtigkeit der inneren Gefühlswelt hin und offenbart Abgründe und (Alb-)Traumbilder, die wie alte Tapeten übereinander liegen und abblättern. Wie der Ofen, in den die Königstochter kriecht, schafft die begehbare Installation hier einen sicheren Raum, um einer ungesagten Wahrheit Ausdruck zu verleihen und sich etwas von der Seele zu schreiben. Lara lädt die Besucher:innen ein, durch den Akt des Einwerfens des Geschriebenen in das Kunstwerk, Belastendes auch innerlich loszulassen.
Die Künstlerin wird die Notizen zu Beltane (heidnisches Fest am Vorabend zum 1. Mai) rituell verbrennen.
True Grit – Lara Azul
True Grit
Lara Azul
Digitaler Fotodruck auf Hahnemühle Museums Etching Paper auf Alu Dibond, 220 x 106 cm
2020
Durch partielle Über- und Unterbelichtung der ursprünglichen Fotografie entstehen farbliche Umkehrungen, bei denen Teile des Bildes positiv und andere negativ erscheinen. Diese “Störung” erzeugt surreale Farbveränderungen, die dem Bild eine fantastische und eindringliche Atmosphäre verleihen. Damit entsteht ein Zwischenraum, ein Raum zwischen fotografischem Realismus und malerischer Fiktion, die in eine poetisch-traumhafte Welt verführen.
Der Titel True Grit kann mit “wahrer Schneid“ übersetzt werden und zitiert einen Film, in dem ein Mädchen auszieht, das Unrecht, das ihrer Familie angetan wurde, zu rächen. Die Arbeit stellt die Frage, inwieweit Sühne befriedigt und bei der Bewältigung von Traumata hilfreich sein kann.
¡Mira! – Lara Azul
¡Mira!
Lara Azul
Fine Art Print, 47,5 x 37,5 cm
2009
¡Mira! könnte mit “Schau hin!”, “Mach die Augen auf!” oder “Seht her!” übersetzt werden und stellt sich somit direkt gegen die Tabuisierung von traumatischen Erlebnissen. In der Bibel, wie im Märchen wird deutlich, dass nur die Dinge, die ans Licht kommen und beim Namen genannt werden, heil werden können.
Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn – Lara Azul
Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn
Lara Azul
Acryl, Lack, Frottage auf Leinwand, 180 x 130 cm
2023
Die abgebildete Szene stellt eine Reinszenierung der biblischen Geschichte von Jakobs Kampf mit dem Engel dar, bei dem die Rollen nunmehr weiblich besetzt werden.
Dieses Werk ist einerseits von einem Pariser Fresco von Eugène Delacroix (1861) und andererseits von einer Szene aus dem Film Tango Lesson (1997) vor eben diesem Gemälde inspiriert. Die Protagonistin will “es nochmal wissen” und bittet wie Jakob hartnäckig um einen Segen für ihr künstlerisches Schaffen, wobei sie selbst die Göttlichkeit in sich trägt und gleichzeitig als Bittende (mit sich selbst) ringt.
So transzendiert der Kampf zu einem Tanz, der auch die Überwindung von Traumata symbolisch verbildlicht.
Café
Look down, you’re talking to your highness – Lara Azul
Look down, you’re talking to your highness
Lara Azul
Digitaldruck auf Hahnemühle Photo Rag Baryta, Mixed Media, 120 x 135 x 37 cm
2017
Die leuchtenden Farben, zusammen mit den skulpturalen Elementen, die die porträtierte Figur einrahmen, lassen es wie ein Tor zu einer magischen Traumwelt wirken. Die installativen Elemente erinnern an Knochen und rohes Fleisch und stehen möglicherweise für die traumatischen Fährnisse, die die Protagonistin überwunden hat. In der Luft schwingt nur die Frage, inwiefern der eindringliche Blick der Dargestellten tatsächlich zur Unterwerfung auffordert oder ob er die Betrachtenden zu einer eigenen Selbstermächtigung inspirieren soll.
Guerre des Plumes – GODsDOGs
Guerre des Plumes
GODsDOGs
Digitaldruck auf Hahnemühle Photo Bag Baryta, Karton, Holz, Collage, C-Prints, Lackierung auf mehrlagigem Karton, 195 x 195 x 37 cm
2016
Crazy (dreiteilig) – Cornelia Renz
Crazy (dreiteilig)
Cornelia Renz
Linolschnitt
2017
Magician – GODsDOGs
Magician
GODsDOGs
Digitaler Fotodruck auf Hahnemühle Museums Etching Paper auf Alu Dibond, 66,5 x 139 cm
2020
Das Duo GODsDOGs wendet eine Technik an, die sie als „digitale Pseudosolarisation“ bezeichnen, um ihren Fotografien durch Kontrastierung positiver und negativer Bildsegmente eine malerische Qualität zu verleihen. Die dadurch entstehenden satten Farben und die Strahlkraft des Bildes öffnen eine Welt, die sowohl von der unbeschwerten Tiefe der Träume als auch von den Schatten des Traumas gezeichnet ist. Mit seinem eindringlichen Blick scheint der “Magician” zu fragen, ob wir Traumata als Tabu belassen oder uns entscheiden, ihnen bewusst ins Auge zu blicken.
Filmstill aus Schweigend Steht der Wald – Saralisa Volm
Filmstill aus Schweigend Steht der Wald
Saralisa Volm
Hahnemühle FineArt Pearl 285g auf Alu-Dibond 3mm kaschiert
40 x 96 cm
King Kong Girl (dreiteilig) – Cornelia Renz
King Kong Girl (dreiteilig)
Cornelia Renz
Linolschnitt
2018
Mirror of heaven (Kitch-iti-kipi) – Lara Azul
Mirror of heaven (Kitch-iti-kipi)
Lara Azul
Aquarell, 39 x 29 cm
2021
Traces of Witchcraft, Prophecy and Leftovers – Lara Azul & GODsDOGs
Traces of Witchcraft, Prophecy and Leftovers
Lara Azul & GODsDOGs
Leuchtkasten, Backlit-Folie, Kunstleder, Neonröhren, Holz
2011
Diese Fotoarbeit entstammt einer Tanzaufführung, die eine rituelle Zeremonie zeigt. Drei Tänzerinnen führten innerhalb einer künstlerischen Installation eine Choreographie als magischen Akt auf, mit der Absicht, eine unangenehme Situation der Hilflosigkeit aufgrund von tradierten Machtstrukturen zu verändern.
Das künstlerische Resultat feiert die Realisierung dieser Prophetie und die durch Langzeitbelichtung eingefangenen Lichtpfade sind nunmehr als Linien in Zeit und Raum zu sehen.
Filmstill aus Schweigend Steht der Wald – Saralisa Volm
Filmstill aus Schweigend Steht der Wald
Saralisa Volm
Hahnemühle FineArt Pearl 285g auf Alu-Dibond 3mm kaschiert
40 x 96 cm
Rubigo et Ossa – GODsDOGs
Rubigo et Ossa
GODsDOGs
Digital Photoprint on Hahnemühle Museums Etching Paper on Alu Dibond, 60 x 80 cm
2010
Das zugrundeliegende Foto zeigt eine norwegische Landschaft
Rubigo et Ossa ist Latein und steht für “Rost und Knochen” ein und spielt auf ein französisches Filmdrama an, in dem zwei Menschen nach Traumata durch Kampf (innere wie äußere) zum Licht gelangen.
Wurzelkrone – GODsDOGs
Wurzelkrone
GODsDOGs
Digitaler Fotodruck auf Hahnemühle Museums Etching Paper auf Alu Dibond, 40 x 60 cm
2020